Buchempfehlung

Angst vor der Angst bestimmte seit meinem 12. Lebensjahr meine Welt.
Mit 12 hatte ich meine erste Panikattacke, in einer Disco für Kinder. Niemand wußte worunter ich leider, auch als ich mit 13 ins Krankenhaus kam weil ich mit einer Panikattacke zusammenbrach, nicht mehr laufen konnte sondern nur noch zitternd krabbeln, kam niemand auf die Idee das es etwas sein könnte was nicht mit dem Kreislauf zu tun hat.
Bereitwillig verschrieb man mir damals die Pille auf das sich alle meine Probleme im Luft auflösen sollten.
Taten sie natürlich nicht.
Ich war 15 als es mich auf einer Abiparty so heftig erwischte das ich danach nichts mehr konnte.
Am nächsten Tag wollte meine Mutter mit mir einkaufen gehen aber an der Kasse von Kaisers war es wieder da, dieser mutmaßliche Kreislaufzusammenbruch. Das Kribbeln im Kopf, der Schwindel, der Kalte Schweiß der mir auf die Stirn trat und meine Hände nass werden ließ, die Atemnot, das Herzrasen, der sogenannte Tunnelblick. Alles wurde unwirklich, ich schien nicht mehr existent, um mich herum raste das Leben und ich war kein Teil von ihm. Alles schien weit, weit weg, wir durch dicke wolken hörte ich Stimmen auf weiter Ferne. Immer der Selbe Gedanke: "Gleich kippst du um, du wirst ohnmächtig, du stirbst, tu was du stirbst." Alle Triebe und Instinkte sagten mir ich wäre in Todesgefahr. Ich rannte raus. Doch auch die frische Luft konnte an meinem Zustand nichts verbessern.
Die folgenden Tage klappte gar nichts mehr, ich konnte nicht mehr zur Schule, nicht mehr mal auf die andere Strassenseite alleine. Meine Eltern schleppten mich zum Arzt, der checkte mich von Kopf bis Fuss durch und mit einer Vermutung bekam ich eine Überweisung zum Neurologen. Nach der Untersuchung meiner Gehirnfunktionen bestätigte er die unausgesprochene Vermutung meines Arztes, ich litt unter Panikattacken. Er gab mir eine Liste von Kinder und Jugendpsychologen und fortan war ich über 4 Jahre in psychologischer Behandlung.
Ein halbes Jahr lang konnte ich nur in Begleitung das Haus verlassen, meine Mutter musste mich zur Schule bringen, eine Freundin nach Hause. Weggehen konnte ich gar nicht, kein Kino, kein Eiscafé, jeder Spaziergang war die Hölle. Ich wurde depressiv, mein einziger Kontakt zur Außenwelt war das Internet.
Dort lernte ich meinen Exfreund kennen. Aus meiner Verliebtheit schöpfte ich die Kraft mich von einigen meiner Ketten loszureißen. Ich lernte alleine Zug und Busfahren. Das musste ich auch, er lebte 1 1/2 Stunden von mir entfernt. Doch die Beziehung tat mir mehr schlechtes als Gutes. In den fast 3 Jahren schaffte er es mich fast wieder auf Null zurück zu werfen.

Bisher habe ich nie genau darüber in meinem Blog geschrieben weil ich mir nicht sicher war ob es das ist was die Leute lesen sollen.
Soll ich wirklich so viel von mir preisgeben habe ich mich gefragt? Wenn man eine Angststörung hat, so hat man oft mit den Reaktionen anderer Menschen zu kämpfen.
Verstehen tut einen keiner so richtig der es nicht selbst erlebt hat, oft muss man mit Vorurteilen kämpfen das man sich in Dinge hineinsteigert, das man aus Mücken Elefanten macht und man dumm oder schwach sei wenn man sich von so unbegründeten Ängsten das Leben schwer machen läßt. Auf manche Menschen muss ich wohl schon gewirkt haben wie die Gallier in den Asterix Filmen wenn sie befürchten ihnen würde der Himmel auf den Kopf fallen.
Viele Menschen mit Angststörungen schämen sich dafür, sie versuchen ihre Probleme zu verbergen und einer ihrer größten Sorgen ist in der Öffentlichkeit Angst zu bekommen und andere Menschen könnten davon etwas merken - sie womöglich für verrückt halten.
Doch eigentlich gibt es keinen Grund sich für derlei Probleme zu schämen.
Ca. 8 Millionen Deutsche (!!!) erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung (2/3 davon Frauen).
Eine Angststörung ist keine Persönlichkeitsstörung wie z.B. Schizophrenie oder Boarderlinesyndrom. Es ist nicht zu vergleichen mit einer Essstörung, mit eine Drogensucht oder etwas anderes in das man sich "hineinentwickelt".
Eine Panikattacke kommt irgendwann im Leben plötzlich und ohne Vorwarnung, ohne Selbstverschuldung und der Betroffene weiß nicht was passiert.
Dann beginnt der Teufelkreis von Situationen in denen diese Symptome anscheinend plötzlich und ohne ersichtlichen Grund auftauchen und die Vermeidung dessen indem man gewisse Orte/Situationen meidet. Immer aus Angst vor der Angst.

Ich möchte gerne zu diesem Thema etwas mit anderen Betroffenen teilen was mir sehr geholfen hat.

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Angstfrei leben von Lucinda Bassett

Ja, wieso möchte ich euch von dem Buch erzählen? Weil es ganz anders ist als die meisten Selbsthilfebücher (zumindest jene die ich kenne).
Was mich dazu gebracht hat das Buch zu kaufen war die Tatsache das es nicht von einem Mediznierer oder Therapeuten geschrieben wurde sondern von einer Betroffenen, von einer Frau die selbst 12 Jahre lang unter schlimmer Angststörung und Panikattacken gelitten hat.
Jemand der es geschafft hat, der heute durch die USA reist und vor tausenden Menschen Vorträge hält, vollkommen angstfrei. Jemand der wirklich sagen kann: "Ich bin geheilt."
Früher hat man mir immer gesagt es gäbe für jemanden mit Panikattacken keine Heilung, man könne nur lernen mit der Angst zu leben. Das sehe ich mittlerweile nicht mehr so.
Dazu beigetragen dieses Buch zu lesen haben auch die vielen positiven Rezensionen bei amazon.de zu diesem Buch von anderen Menschen mit Angststörungen.

Ich möchte jeden von euch der unter Angststörungen oder Stress leidet dazu ermutigen dieses Buch zu lesen, auch wenn ich nicht weiß ob es jedem Menschen zu hilft wie mir, aber es kann sich nur lohnen.
Ich habe 4 Jahre Psychotherapie hinter mir und zich Zusatzbehandlungen von Heilpraktikern, Kinesiologen, Homöophaten usw.
Doch keine Therapie hat mir solche Fortschritte gebracht.
Dieses Buch regt dazu an sein Leben zu ändern, sein ganzes Denken und Handeln zu ändern und damit von der Angst loszukommen. Es zeigt Wege auf die man gehen kann, ist humorvoll geschrieben und man kann das gelesene wirklich in die Tat umsetzen und es motiviert sehr.
Ich bin z.B. nach dem lesen der Lektüre das erste mal seit fast 1 1/2 Jahren alleine Zug gefahren. Ich traue mich wieder alleine spazieren und einkaufen zu gehen, war sogar alleine in grpßen Kaufhäusern was ich mir vorher nie zugetraut hätte. Ich gehe über 2 Stunden quer durch meine Wohngegend und den Stadtpark alleine spazieren und ich habe noch einige Pläne wie ich mich fordern kann.
Nicht das ich schon geheilt wäre oder mir meine Ängste nicht mehr zu schaffen machen. Es liegt noch ein weites Stück arbeit vor mir, aber meine Erfolge sprechen für sich und machen mir Mut weiterzumachen.

Ich möchte keinen dazu überreden dieses Buch zu kaufen aber ich hab mir gedacht, es geht vielleicht manchen Menschen die meinen Blog lesen ähnlich. Meine Geschichte soll nur als Beispiel dienen um zu zeigen das dies ein Selbsthilfebuch ist das durchaus etwas bewirken kann.
Auf der Amazonseite kann man nicht nur weitere Rezensionen lesen sondern auch in das Buch hineinschnuppern.
Vielleicht hilft es ja einigen von euch so gut wie mir :)
G.Bocksch (Gast) - 18. Apr, 11:40

Als ich so ein Angstsymdrom bekam, habe ich in meiner Verzweiflung zu Gott gebetet und Er hat mir, nach dem dritten mal beten, von meiner Angst befreit. G.B.

Caitlin - 24. Mai, 13:07

Danke

Danke für den Tipp ich werde mir das Buch anschaffen. Momentan stehe ich mal wieder vor der nächsten Therapie. Lange war die Angst weg, in der Schwangerschaft und auch noch Monate nach der Geburt. Doch nun ist sie wieder da, heftiger als zuvor.

Liebe Grüße
Silke

zauberweib - 28. Mai, 12:48

zwar bissl spät, aber was solls ;-) Als du das geschrieben hast, war ich in der psychotherapeutischen Tagesklinik. Und habe im Zug das Buch von L. Bassett gelesen - kann mich dir also nur anschließen, es ist wirklich zum Mutmachen; Hilfe zur Selbsthilfe...
Was das "outing" angeht, hat mich eine Jungschwester in der TK schwer beeindruckt. Sie meinte, je selbstverständlicher _wir_ mit der Krankheit umgehen, umso selbstverständlicher kann es auch unsere Umwelt. Wir müssen es sicher nicht jeder auf die Nase binden. Aber wenn es Thema wird, auch klare Worte finden und nicht rumdrucksen. Sie sprach dabei mit einer solchen Leidenschaft und auch ein bisschen Wut ;-) - das hat mich mächtig beeindruckt.

Kaya Satinka - 27. Jun, 11:56

diesen eintag sehen ich leider erst jetzt, aber auch ich will meinen kommentar dazu abgeben:
ich kenne dieses gefühl, ich leide selbst unter soetwas.. zwar nicht ganz so stark wie du, und ich habe es auch schon recht gut in den griff bekommen, aber gestern z.B. habe ich mit meinem freund im fernsehen über psychische störungen gesehen, über zwangskrankheiten und auch über angst. der mann hatte angst auf die dritte stufe seiner kellertreppe zu gehen. mein freund lachte nur und meinte: was für ein spasti.
ich fand es garnicht so lustig, sondern verstand den mann.

ich erzählte ihm von meiner angst, angst vor dem ersticken.
Dass ich nichts mehr essen konnte weil ich angst vor einem allergischen anfall hatte (ich bin lebensmittelallergikerin) und in dieser zeit auf 36 kilo runter war, dass ich nicht allein raus konnte und ich ständig den angstschweiß auf der stirn hatte, dass ich einfach nur noch zuhause saß und zitterte und weinte. Dazu sagte er dann nichts mehr...

Llynnya - 16. Jul, 14:14

Besser spät als nie ... ;)

Ich weiß ziemlich genau, was du da beschreibst.
Meine erste Panikatacke bekam ich beim einkaufen.
Ich konnte es gerade noch raus schaffen, aber ich habe Blut und Wasser geschwitzt ... Glücklicherweise ist es mir nie so richtig schlimm ergangen wie dir, aber ich kann das gut nachempfinden.
Ich hab mich erst eine Woche später wieder getraut, einkaufen zu gehen. Und ich habe mich wirklich gezwungen. Es hat geholfen, aber schön ist was anderes.
Ich gehe eigentlich gerne einkaufen, aber wenn ich dann im Supermarkt stehe, die ganze Hektik und die vielen schlecht gelaunten Menschen dazu ... Mein Trick ist, mich völlig abzuschotten. Meistens hilft das auch ganz gut.
Am schlimmsten ist es immer noch manchmal in der Stadt oder wenn mir völlig fremde Menschen zu sehr auf die Pelle rücken und keinen Sicherheitsabstand wahren können ...
Was soll ich sagen außer, dass ich es dir wünsche, dass du deine Freiheit, die du jetzt wiedergewonnen hast, beibehältst und genießt.
*drück*

anonym (Gast) - 4. Okt, 02:01

ja, man lernt in der tat sein leben so zu organisieren, daß es irgendwie geht und die menschen um einen herum nichts mitbekommen (abgesehen von den eingeweihten, natürlich). mein freund und ich ziehen gerade von einem dreifamilienhaus mit nachbaranschluß (sicherheitsnetz) in einen großen anonymen wohnblock mit niedrigen decken. allles mit sicherheitsschlüssel, es ist die reinste festung. meine symptome machen sich nach und nach bemerkbar, schlafen kann ich eh kaum noch, das ohrensausen ist betäubend ... ich wollte eigentlich etwas zu dem kommentar loswerden, der meinet, früher dachte er/sie, angst sei schicksal. ich hatte auch eine therapeutin, die mir erzählte, daß die angst jetzt eben zu mir gehörte und ich immer so bleiben würde, selbst wenn es besser würde, das sei veranlagung. wenn das so ist, dann frage ich mich, warum ich es nicht seit meiner geburt habe. laßt euch bloß nichts einreden, der punkt ist wohl eher der, daß therapeuten oft selbst nicht wissen, wie sie einem helfen sollen und dann kommt eben das wissen aus der konserve ... vilen dank für den buchtipp.

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